Tierärztin auf Rädern
Von Karin Iseli-Trösch. Aktualisiert am 21.09.2013
Tanja Schweizer will Tieren und ihren Besitzern mit Hausbesuchen die Untersuchungen so angenehm wie möglich machen. Seit Anfang August arbeitet die mobile Tierärztin in der Umgebung von Langenthal.
Setzt auf Nähe zu ihren tierischen Kunden: Die mobile Tierärztin Tanja Schweizer.
Bild: Olaf Nörrenberg
Es ist verhältnismässig ruhig in der Hundepension Dogsensivity von Andrea Kofmel im Graben. Nur ihre eigenen vier Hunde streunen durch das Gehege. An anderen Tagen hat es bis zu acht Feriengäste und vier Tagesaufenthalter.
Tierärztin Tanja Schweizer und Andrea Kofmehl betreten das Gehege und werden mit Begeisterung von den Vierbeinern begrüsst. «Ja, ja, ist ja gut», sagt Tanja Schweizer, lacht und streicht jedem der Hunde übers Fell.
Nachdem sich die Vierbeiner etwas beruhigt haben, wendet sie sich Sunny zu, einer knapp eineinhalbjährigen Australian-Sheperd-Hündin. Sie lässt sich geduldig von ihrer Tierärztin untersuchen. Auch während Tanja Schweizer sie impft, zeigt die Hündin keine Anzeichen von Stress – im Gegenteil: Als die Prozedur vorüber ist, leckt sie Tanja Schweizer liebevoll das Gesicht und schmiegt sich vertrauensvoll an sie. «Schön, wenn ein Tier bereits beim zweiten Besuch so viel Vertrauen zu einem hat», sagt sie und tätschelt Sunnys Kopf.
So wenig Stress wie möglich
«Das ist das Ziel meines Tierarztmodells», erzählt Tanja Schweizer, als sie sich von den Hunden verabschiedet und den Zwinger verlassen hat. «Ich will, dass die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung, unter so wenig Stress wie möglich behandelt werden können.» Dank den Hausbesuchen seien aber nicht nur die Tiere entspannter, sondern auch deren Halter. Zudem kämen eventuelle Haltungsprobleme, die sich auf die Gesundheit der Tiere auswirkten, so schneller zum Vorschein.
Andrea Kofmehl ist dankbar, dass die Zeiten vorbei sind, in denen sie für jede Kleinigkeit in eine Praxis fahren musste. «Gerade bei grossen, schweren Ferienhunden war es jedes Mal eine Tortur, bis ich in einem Ernstfall beim Tierarzt war.» Als wichtig erachte sie, dass die Tierärztin gut erreichbar sei. Könne sie den Anruf ausnahmsweise nicht entgegennehmen oder weile sie in den Ferien, sagt Tanja Schweizer, hinterlasse sie eine Nachricht auf der Combox mit der Telefonnummer eines Ersatzarztes.
Tanja Schweizer träumte schon in der dritten Klasse davon, einmal kranken und verletzten Tieren helfen zu können. «Tierärztin zu sein, ist wohl so etwas wie meine Berufung», sagt sie, während sie ihre Utensilien im Auto verstaut. Ganz so idyllisch, wie sie sich den Beruf als Kind vorgestellt habe, sei er aber nicht. Schliesslich könne nicht jedem Tier geholfen werden. Sowohl die Medizin als auch die finanziellen Mittel setzten manchmal Grenzen. Bis vor kurzem war sie bei Tierärzten angestellt. Doch diese Anstellungen waren nicht immer einfach zu vereinbaren mit ihrem Privatleben als zweifache Mutter und Hausfrau. Deshalb hat sie sich entschieden, die Selbstständigkeit zu wagen. «Eine Studienkollegin ist bereits seit zwei Jahren in der Regionen Thun und Münsingen als mobile Tierärztin tätig. Die Idee für dieses Geschäftsmodell kam damals von uns beiden.» Nun teilen sich die Berufskolleginnen zwar den Namen «Vet a Casa», ansonsten arbeiten sie aber unabhängig voneinander.
Operieren ist kein Problem
Und wenn mal ein Tier operiert oder geröntgt werden muss? In diesem Fall überweise sie den vierbeinigen Patienten an die Tierklinik Sonnenhof in Derendingen, erzählt Tanja Schweizer. Kleinere Sachen, wie etwa eine Kastration, könne sie in einer Praxis in Balsthal selber vornehmen.
Vor horrenden Kosten brauchen sich die Tierbesitzer nicht zu fürchten. Die Ansätze für Impfungen oder Untersuchungen sind die gleichen wie in einer Praxis. Dazu kommt eine Wegpauschale, im Minimum 35 Franken. «Ich will nicht die Billigste sein», sagt Tanja Schweizer. «Tierbesitzer, die mich buchen, sollen dies nicht des Preises wegen tun, sondern weil sie von meiner Arbeit und meinem Angebot überzeugt sind.» (Berner Zeitung)
Erstellt: 21.09.2013, 09:00 Uhr